Naturschutz: Die Natur ist kein Pflegefall

Naturschutz: Die Natur ist kein Pflegefall – Viel Irrtum zur Beschaffung von Geld

Weil alles als Natur gilt, was Outdoor stattfindet, weil die Kenntnisse fehlen und die Sehnsucht nach undefinierter Natur zu einem lukrativen Geschäftsmodell wurde, wuchs die Verlockung, die Natur als permanenten Pflegefall zu deklarieren. Die Natur auf der Intensivstation.
Tätigkeiten in der Natur bekommen mehr Akzeptanz und finanzielle Mittel, wenn plakativ mit Angst argumentiert wird. Angst und Sorge öffnet den Menschen, den Politikern und den Verwaltungen den Geldbeutel: Waldsterben, Neophyten, Vogelgrippe, das Aussterben von Arten, das seltener werden der Bauern, Klimawandel, überhaupt Veränderungen müssen vermieden werden.

Weil nicht alle Katastrophen innert nützlicher Frist eingetreten sind (z.B. das Waldsterben hat nicht stattgefunden) müssen immer neue Bedrohungen heraufbeschworen werden. Sonst wird es der schnelllebigen Gesellschaft langweilig. Der Fantasie und dem Unsinn scheinen keine Grenzen gesetzt: Welche aktuellen Probleme (und solche gibt es tatsächlich) hätten wir gelöst, wenn sich die Durchschnittstemperatur (gemessen in 30-Jahresperioden) nicht mehr verändern würde?
Die Natur kennt keinen Stillstand und keine Harmonie. Sie ist unerbittlich. Sie hat enorme und komplexe Mechanismen entwickelt, wie unzählige Arten miteinander leben können. Sie hat sich in Millionen von Jahren vor, dann mit dem Menschen entwickelt. Und – die Prognose sei gewagt – sie wird auch die Menschheit überleben.

Natürlich richtet die Menschheit ein noch nie dagewesenes Chaos in der gewachsenen Vielfalt der Erde an. Daran ändern aber all die geldbringenden Aktivitäten, die in allen Lebensbereichen angeblich zu Gunsten der Natur erfunden, getätigt, zertifiziert und durch Umfragen als sinnvoll bestätigt werden, nichts, oder zumindest nicht viel.

 

Literaturhinweise: Josef H. Reichholf hat zahlreiche Bücher zu aktuellen Themen verfasst. Alle sind einfach verständlich, lesenswert und animieren zum Denken. Eine Auswahl:
•    Die Zukunft der Arten: Neue ökologische Überraschungen. Verlag C.H. Beck, München, 2005.
•    Stadtnatur: Eine neue Heimat für Tiere und Pflanzen. Oekom Verlag, München, 2007.
•    Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 2007.