Herbstwald mit Forststrasse Eichwald, Zeiher Homberg
Herbstwald mit Forststrasse
Eichwald – Zeiher Homberg
Was wir als Wald bezeichnen ist das Produkt konkreter wirtschaftlicher Tätigkeiten (Nutzungen, Pflege), die sich im Laufe der Zeit mit den Bedürfnissen der Gesellschaft (Nachfrage, Finanzierung, Traditionen, Technik) ändern. Die ganz normale Forststrasse für Fahrzeuge mit 40 Tonnen Gewicht ist neueren Datums. Sie wird unterhalten, mit Bläsern vom Laub befreit und mit Entwässerungen (Durchlässen, Gräben) versehen. Damit die Schneise frei bleibt, werden die Seitenränder regelmässig gemulcht und die einwachsenden Bäume und Sträucher maschinell abgeschlagen, abgehackt. Die Bäume auf dem Bild sind vielleicht 80 bis 100 Jahre alt. Der heutige Forstbetrieb (Forstunternehmer) kann etwas ernten etwas, das ihm der Vor-, Vorgänger hinterlassen hat. Was heute im Wald getan oder unterlassen wird hat positive oder negative Auswirkungen auf die Nutzungsmöglichkeiten für den Nach-, Nachfolger in der Zukunft.
Die Bäume, Sträucher, die Pflanzen und Tiere haben ihre eigenen Ansprüche und Lebensrhythmen. Sie reagieren stoisch auf die Eingriffe und die Veränderungen, die ihnen die Forstbetriebe und die Gesellschaft (z.B. Nährstoffeintrag aus Gülle und Verkehr) bescheren. Den Winter überdauern sie im Ruhemodus. Im Frühjahr explodieren sie förmlich, nachher wachsen sie und im Herbst bereiten sie den Winter (und den Nachwuchs) vor. Das nennen wir Natur. Wer die Lebensbedingungen nicht mehr aushält, serbelt, verschwindet und wird durch andere ersetzt. Orchideen beispielsweise, die früher an Waldwegen regelmässig vorkamen, meiden gemulchte Strassenränder. Weil wir zu wenig genau beobachten, die Pflanzen und Tiere zu wenig kennen und weil die Veränderungen langsam passieren, merken wir kaum, was im Wald und in der Landschaft wirklich geschieht. Die Gesellschaft überlässt den Wald vollkommen den buchhalterisch gewinnbringend arbeitenden Forstbetrieben. Sie kümmert sich weder um das Aussehen der Landschaft, noch kennt und fördert sie die dem Wald innewohnende eigene Kraft zur (kostenlosen) Erneuerung, zur regionalen Differenzierung und zur Nachhaltigkeit.
15. Oktober 2017